Alle WG1 Klassen hatten am 17. März 2025 die Chance, mit der „bekanntesten Jüdin Deutschlands“ (so die Moderatorin Pia Preu von Lernort Geschichte), ins Gespräch zu kommen.
Bekannt ist Deborah Feldman: ihr Ausstieg aus ihrer ultra-orthodoxen Gemeinde in New York und ihre Flucht nach Berlin ist zur Netflix-Serie geworden, mit ihren streitbaren Analysen des Judentums war sie mehrmals Gast bei Markus Lanz, jetzt ist ihr neues Buch „Judenfetisch“ leicht entzündlicher Diskussionsstoff.
Die Juden würden, so Feldman, in Deutschland fetischisiert, sie würden auf einen Sockel gehoben und überhöht. Dadurch würden Juden ihrer Menschlichkeit beraubt, entindividualisiert und erst dann als jüdisch gelesen, wenn sie diesen Erwartungen auf dem Sockel entsprächen.
Aber diese Erwartungshaltungen seien eben nicht Inbegriff der jüdischen Religion. Religion ist für Feldman eine Art Spektrum, in dem man sich wohlfühlen und sich dabei an Ritualen und Traditionen orientieren könne. So könne man aus der Herkunft etwas mitnehmen, das Klarheit und Orientierung im Leben ermögliche. So wie in jeder anderen Religion auch.
Aber so würden Juden in Deutschland eben nicht gesehen. Man schütze sie, indem man in ihrem Namen andere verbanne, die Juden würden als „Waffe gegen Arabischstämmige“ missbraucht. Feldman unterstellt somit eine opportunistische Solidarität und stößt den Gedanken an, was sein werde, wenn der Gegner fehle.
Auch wehrt sie sich dagegen, dass Nichtjuden jüdische Bilder manifestierten, in denen man sich als Jude fremd fühle. Das sei für Deutschland typisch. Sie widerspricht, dass Nichtjuden mit jüdischer Stimme sprechen dürften. Jeder habe eine eigene Stimme. Kritik sei zulässig, denn nur Kritik berge Veränderungspotential.
Und ihre Stimme ist kritisch: die deutsche Regierung handle opportunistisch, die Medienlandschaft hierzulande könne gar nicht regierungskritisch sein, die israelische Regierung vertrete nicht jüdische Interessen – viele Ansätze, die gewohnte Denkansätze verlassen und zur Auseinandersetzung aufrufen, die die eigenen Positionen hinterfragen und andere Blickwinkel zeigen.
Vertraute politische Konstellationen sind aus anderen Perspektiven heraus hinterfragbar. Das ist politische Realität. Um sich für oder gegen etwas zu entscheiden, muss man „out of the box“ denken können – und wollen. Deborah Feldman zeigt genau das in ihrem Leben und Wirken.
Die JPPS dankt der Palmstiftung, die diese wichtige Veranstaltung finanziell ermöglicht hat.